Ich habe mich an einem meiner ersten Tage mal entschieden, die 10 km zu Fuß zum Ikea zu gehen und dabei habe ich ein paar schöne Ecken entdeckt. Einerseits konnte ich noch ein letztes Mal einen Blick auf die Kirschblüten an einem kleinen Bach bekommen und andererseits habe ich eine halbe Stunde Pause einlegen müssen, um einem Junioren Baseballturnier beizuwohnen. Ähnlich wie man das aus den USA kennt, ist auch in Japan Sport eng an das Bildungssystem gekoppelt, wodurch sich sogar manche Stadien zu den Nationalmeisterschaften jeglicher Sportarten füllen. Wie ich finde, ist das ein sehr gutes System und die Sportbeteiligung in der Jugend ist sehr hoch. Das bestätigt sich auch in dem Anteil der Erwachsenen mit Übergewicht oder Fettleibigkeit, der in Japan mit 27,5 % weit unter Deutschland mit 60 % und den USA mit 73,1 % liegt.

In einem der belebtesten Stadtteilen Tokyos, wenn nicht sogar dem belebtesten - Shinjuku, kann man während der Kirschblüte, oder auch Hanami (花見) genannt, in den Park Shinjuku Gyoen gehen und sich eine Lichtshow an den blühenden Kirschbäumen ansehen. Ein ausgesprochen beruhigendes Erlebnis, wenn man bedenkt, wie viele Leute in diesem Stadtteil umhergehen. Zehntausende Leute überqueren auch nachts noch die Kreuzungen und pro Tag betreten ca. 1,3 Millionen den Bahnhof in Shinjuku. Bilder können das leider kaum einfangen.

Da dieser Abschnitt sich generell um Städtisches drehen soll, mal neben dem Sightseeing-Bildern noch etwas anderes Japan-typisches: In Japan findet man so gut wie keine Mülleimer auf der Straße. Normalerweise ist es auch nicht nötig, da es sowieso unhöflich ist, beim Gehen zu essen. Kauft man sich etwas im Supermarkt, kann man dieses dort auch gleich aufwärmen lassen, verspeisen und den Müll direkt wieder zurückgeben. Nichtsdestotrotz sind die Straßen bei Weitem sauberer als bei uns, weil die Meisten ihren Müll einfach mit nach Hause nehmen. Davon mal abgesehen, wird der Müll jedoch wahnsinnig gut sortiert, wie das Bild von ein paar Mülleimern auf dem Campus zeigt. Neben brennbaren Müll für Essensreste etc. gibt es klassisch recyclebares Plastik und verschmutztes oder beschichtetes Plastik, des Weiteren Pappe, die klassischen Kategorien wie Glas, Metall etc. und eine extra Tonne für Plastikflaschen. Diese haben hier keinen Pfand, werden jedoch alle aus dem gleichen Material hergestellt und einfach ohne den Deckel, welcher aus einem anderen Material ist, in eine eigene Tonne geworfen. Ob das in Deutschland funktionieren würde, ohne dass die alle auf der Straße landen, mag ich bezweifeln.

Leider bin ich ein Weile nicht dazu gekommen etwas hochzuladen, weshalb ich mich entschieden habe hier mal ein paar Bilder meines Eindruckes von Japan selbst zu posten. Ich glaube ich habe noch nie eine Stadt erlebt, in den so viele verschiedene Menschen aufeinandertreffen, in der es wahnsinnig überlaufen ist, aber gleichzeitig auch nur so von ruhigen Orten strotzt. Im Unteren sieht man einerseits Bilder, in denen man bis zum Horizont nur Stadt sieht oder Bilder, in denen 2.500 Menschen auf einmal eine Kreuzung überqueren, Bilder in denen Katzen auf einem Monitor 3D animiert werden, um die Laune während Corona zu steigern oder Bilder, in denen bis in die Nacht Neonwände die Nacht quasi zum Tag machen. Auf der anderen Seite sieht man aber auch kleine traditionelle Häuser mitten in diesem Wirrwarr, man sieht kleine Soba-Restaurants, in denen ein 70 jähriges Paar zwei Tische bedient oder kleine Gassen, in denen man kaum zu zweit durchpasst. Es gibt Strände, es gibt 7-stöckige Spielecenter, man kann im 20. Stock Baseball oder Golf spielen oder auch sein Fahrrad, trotz 30 Millionen Menschen in einer Stadt, unangeschlossen über Nacht stehen lassen. Es ist Wahnsinn, wie viele Seiten dieses Land hat und wie überraschend gut das alles funktioniert.

Eine andere interessante Tatsache an Japan ist, dass es eines der am meisten durch Naturkatastrophen geprägten Landes der Welt ist. Man hat fast wöchentlich Erdbeben, über all stehen aktive Vulkane und Taifune sind auch keine Seltenheit. Im Unteren sieht man einmal ein paar Bilder von meinem ersten Taifun. Kaputte Bäume etc. haben wir ja in Deutschland auch immer mal. Wenn dann aber ganze Bezirke auf einmal evakuiert werden und man selbst keine Chance hat, in das Hotel zu kommen, das man gebucht hat, weil keinerlei öffentliche Verkehrsmittel mehr in einem Umkreis von 20 km fahren, dann ist das schon eine andere Hausnummer. Nichtsdestotrotz ist dieses Land auf das Meiste so gut vorbereitet, dass man einfach den Massen folgen muss und eigentlich überhaupt nichts passieren kann.